Der Behandlungskontext
Unsere Praxis ist spezialisiert auf Neuromodulationstherapien, die ein Bindeglied darstellen zwischen psychischen und körperlichen Behandlungsstrategien. Neuromodulation bedeutet: Beeinflussung und Umfunktionieren des Nervensystems. Wir haben das Ziel, Ihnen mit unserer kombiniert auf biochemischen und biophysikalischen Neuromodulationsverfahren beruhenden Ketamin-Infusionstherapie und der transkraniellen Magnetstimulation (rTMS) oder der transkraniellen Gleichstromstimulation (tDCS) aus leidhafter Erfahrung hin zu besserer Lebensqualität zu verhelfen.
Ketamin-Infusionen = biochemische Neuromodulation
Transkranielle Magnetstimulation (rTMS) oder transkranielle Gleichstromstimulation (tDCS) = biophysikalische Neuromodulation
Diese Verfahren werden auch häufig allein eingesetzt. Durch die Kombination erreichen wir einen schnellen Wirkeintritt, eine Wirk-Potenzierung, eine Verstärkung, Aufrechterhaltung und Verlängerung der Wirkung. Es ist möglich, dass Patienten, bei denen zuvor keine Therapie angeschlagen hat, dank dieser hochwirksamen Ketamin- und Neurostimulationsbehandlung aus den Depressionen bzw. chronischen Schmerzen herauskommen oder deutliche Symptomlinderung erfahren.
Wir setzen Ketamin-rTMS/tDCS in Bereichen ein, in denen wir seit mehr als 3 Jahrzehnten arbeiten, über entsprechende Erfahrungen verfügen und uns fortentwickelten.
Indikationen für eine Ketamin-Infusionstherapie
Im Bereich der Schmerztherapie setzen wir Ketamin ein bei
- Schmerzverarbeitungsstörungen, in denen Neuroplastizität eine dominierende Rolle spielt (chronischer Schmerzkrankheit)
- bei neuropathischen Schmerzen
- bei diabetischer Polyneuropathie
- bei Schmerzzuständen mit Dysregulation im peripheren Nervensystem wie dem Morbus Sudeck, der auch unter dem Namen sympathische Reflexdystrophie oder CRPS (komplexes regionales Schmerzsyndrom) bekannt ist
- bei Kopfschmerzformen wie Clusterkopfschmerzen
und schließlich
- bei funktionellen und psychosomatischen Krankheitsbildern wie der Fibromyalgie
Im Bereich der psychogenen Erkrankungen setzen wir Ketamin ein bei
- Depressionen
- Angsterkrankungen
- Traumafolgestörungen (PTBS)
- Depressiven Phasen einer bipolaren Störung (bipolare Depression)
- Zwangserkrankungen
Etwa 20 Prozent der Patienten, die unter Depressionen leiden, erweisen sich als therapieresistent. Spezialisten verwenden diesen Begriff, wenn zwei oder mehr Medikationsversuche mit Antidepressiva und psychotherapeutische Behandlungsversuche erfolglos blieben. Jahrelang lag der Fokus bei Pharmako-Therapie mit antidepressiven Wirkstoffen auf der Regulierung der Monoamine wie Serotonin, Noradrenalin, Dopamin und Melatonin. Mittlerweile herrscht Konsens: Die Forschung im Bereich antidepressiver Substanzen muss weitergehen und darf nicht isoliert das Monoamin-System betrachten: Will man die Therapie-Erfolge bei Depressionen verbessern, kommt man nicht daran vorbei, sich um das NMDA-System zu kümmern.
Die Entdeckung, dass Ketamin (ein sogenannter NMDA-Rezeptor-Antagonist) bereits nach einmaliger Gabe schwere Depressionen in weniger als einer Stunde durchbrechen kann („Hit-and-go-Wirkung“), gehört zu den wichtigsten Entdeckungen im Bereich der Psychiatrie der letzten Jahrzehnte.
Erstaunlich ist, dass die Wirkung häufig über Wochen anhält, obwohl Ketamin bei einer Halbwertzeit von etwa drei Stunden sehr schnell aus dem Körper eliminiert wird.
Das Behandlungssetting: Ketamin-Infusionstherapie (plus rTMS oder tDCS)
1. Die Ketamin-Infusionstherapie
Ketamin wird bei unserer Ketamin-Infusionstherapie 5 Tage hintereinander als etwa 40 Minuten andauernde intravenöse Infusion mit einem Infusionsautomaten in bequemer halbliegender oder liegender Position verabreicht. Diese Technik ist erforderlich, weil nicht nur die insgesamt verabreichte Dosis sondern auch die genaue Einhaltung der Verabreichungsgeschwindigkeit wichtig ist für das Eintreten und Fortbestehen der Wirkung.
Der Dämmerschlaf klingt immer unmittelbar mit Beendigung der Infusion ab. Die Mehrzahl der Patienten berichtet bereits unmittelbar nach der Infusion über eine deutlich verbesserte Stimmung und bessere Denkfähigkeit und drastische Schmerzreduktion. Dieser Effekt ist am darauf folgenden Tag meist sogar noch ausgeprägter, obwohl der Wirkstoff längst abgebaut und ausgeschieden ist. Die Wirkung wird mit jeder weiteren Anwendung verstärkt und verlängert (Treppeneffekt) und kann Tage, Wochen, sogar Monate anhalten. Nach der Infusion bleiben Sie noch für bis zu 2 Stunden zur Nachüberwachung in unserer Praxis und begeben sich dann in Begleitung nach Hause (oder in Ihr Hotel, wenn Sie zu unseren auswärtigen Gästen zählen).
2. Die transkranielle Stimulation mit rTMS oder tDCS
Das Stimulationssystem wird unmittelbar vor den Infusionen angelegt und nach deren Beendigung wieder abgelegt.
Therapiefahrplan
Es gibt grundsätzlich 3 Behandlungsvarianten:
Variante 1
5 x 40-minütige Ketamin-Infusionstherapie unter Intensivüberwachung (Montag bis Freitag) – Gesamtaufenthalt 5 Tage
Variante 2
5 x 40-minütige Ketamin-Infusionstherapie unter Intensivüberwachung in Kombination mit 5 transkraniellen Gleichstromstimulationen (tDCS) – Gesamtaufenthalt 5 Tage
Variante 3
6 x 40-minütige Ketamin-Infusionstherapie unter Intensivüberwachung in Kombination mit 20 rTMS-Stimulationen – Gesamtaufenthalt 12 Tage (inkl. eines behandlungsfreien Wochenendes)
Im Vorfeld der Behandlung schicken Sie uns einen ausgefüllten Fragebogen, damit wir vorab prüfen können, ob eine Behandlung sinnvoll ist.
Der Assessment-, möglicherweise auch Erstbehandlungstermin
(Montag) Nochmalige Beschäftigung mit Anamnese und Vorbefunden, Klärung verbliebener Fragen hierzu. Erläuterung des individuellen Behandlungsplans im persönlichen Gespräch mit Ihrem Arzt. Aufklärung und Einholen der schriftlichen Einwilligung. Erste Behandlung mit Ketamin (Variante 1) oder Ketamin/tDCS (Variante 2) oder 2x rTMS/1x Ketamin (Variante 3).
Alle Ketamin-Infusionen erfolgen unter intensiver Überwachung, gefolgt von Nachüberwachung und der Möglichkeit der telefonischen Kontaktaufnahme.